Votivgaben
Aus Dankbarkeit und als Zeichen großer Verbundenheit wurden Unserer Lieben Frau von Altötting seit Beginn der Wallfahrt Weihegaben gebracht. Als Zeichen der tiefen Verehrung, der Bitte um Fürsprache und Gebetserhörung aber auch als Symbol der Selbsthingabe und der Sühne wurden Kostbarkeiten oder Naturalspenden dargebracht. So ist die Kerze eine uralte Opfergabe, die sich an Stelle der opfernden Person am heiligen Ort verzehrt. Es gehört auch zur guten Sitte, Körperteile oder das Gewicht in Wachs aufwiegen zu lassen. Noch deutlicher wurde der Symbolcharakter, wenn kranke Glieder in Wachs geformt dargebracht wurden. Die völlige Hingabe an Maria zeigte man durch das Aufgießen seines ganzen Körpers mit Wachs.
Oft wurden auch Rosenkränze, die bei so manchen Dienstboten der einzige Besitz waren, als Weihegabe der Gnadenmutter überlassen. Eine Sammlung schmucker Rosenkränze und anderer gespendeter Schmuckstücke finden Sie in der Schatzkammer des Wallfahrtsmuseum. Hausaltärchen, Reliquiare und Silberfiguren gehörten ebenso zu den Gaben, die dem Kapellschatz freiwillig und freudig überlassen wurden, genauso wie Prunkmonstranzen und Silbertafeln sowie liturgische Geräte bis hin zur Weihnachtskrippe.
Ein Medaillon mit dem Porträt König Alfons XII. von Spanien und seiner Gemahlin Vitoria wird oft im Vorbeigehen übersehen, bezeugt aber den wirkmächtigen Schutzmantel der Gnadenmutter über die Grenzen des Bayernlandes hinaus: Das Königspaar feierte am 31.05.1906 Hochzeit, als auf die Hochzeitskutsche ein Bombenanschlag verübt wurde. Zeitgleich betete eine Verwandte in der Gnadenkapelle für das königliche Brautpaar im fernen Spanien. Als Dank für die Rettung stiftete das Königspaar das Medaillon mit einem eingearbeiteten Bombensplitter nach Altötting.
Fürstenhäuser und adelige Fräulein opferten auch gerne ihre Brautkleider, die dann kunstvoll zu Messgewändern oder als Gnadenröckl umgearbeitet wurden. Ein viel besichtigtes Kleinod im Kapellschatz ist der filigran und aufwändig gearbeitete Brautschmuck der Kaiserin Elisabeth von Österreich, die weltweit unter ihrem Spitznamen „Sissi“ berühmt ist.
Zahlreiche Votivgaben von namhaften Gebern ihrer Zeit finden sich aber auch direkt in der Gnadenkapelle:
So wurde das Gemälde der „Schutzmantelmadonna“ über dem Torbogen zwischen Langhaus und Oktogon von Wolfgang Kolberger, dem Kanzler Herzog Georgs des Reichen von Landshut-Niederbayern 1490/92, gestiftet.
Der Silberprinz zeigt seine immerwährende Verehrung rechts neben dem Gnadenaltar. Die Figur stellt den zehnjährigen Kurprinzen Maximilian Joseph, den späteren Kurfürsten Max III. Joseph, in Originalgröße dar. Die Weihegabe in Lebendgewicht des Knaben von 41 Pfund wurde durch Kurfürst Karl Albert für die wunderbare Heilung seines Stammhalters von seiner lebensbedrohenden Krankheit gestiftet.
Die weitaus größte Votivgabe ist der Marienbrunnen aus weißem Marmor am Kapellplatz. Dieser wurde 1637 vom Salzburger Erzbischof Paris Lodron als Dank für die Verschonung Salzburgs im Dreißigjährigen Krieg und insbesondere auch als Dank für die schützende Beherbergung des Gnadenbildes im Jahr 1632 selbst beauftragt, welches in Salzburg verweilte, um durch die Kriegswirren gerettet zu werden
Von unserem verehrten bayerischen Papst em. Benedikt XVI. stammt die goldene Rose, die als Zeichen des Wohlwollens und der Wertschätzung seit dem Mittelalter von Päpsten an bedeutende Personen, Klöster, Städte und Heiligtümer als Auszeichnung verliehen wird.
Auch die Blutreliquie seines inzwischen heiliggesprochenen Vorgängers Papst Johannes Paul II. wurde 2013 im Auftrag von Papst Benedikt XVI. Altötting überbracht.
Die päpstliche Votivgabe
Geheimnisvoll wirkte anlässlich des Papstbesuches am 11. September 2006 eine unvergessliche Geste, die Papst Benedikt XVI. em. in der Basilika zum Ausdruck brachte. Voller spannender Freude konnte der Diözesanbischof Willhelm Schraml em. etwas sehr Kostbares und Sinnträchtiges als Votivgabe aus den Händen des Papstes entgegennehmen und zu Füßen der in die St. Anna Kirche übertragenen Muttergottes legen. Wie herzenswichtig ihm das Altöttinger Marienheiligtum ist, hat Papst Benedikt deutlich unterstrichen.
Am Ende der Vesper legte er seinen bis zur Amtsübernahme als Oberhaupt der Weltkirche und Stellvertreter Jesu Christi auf Erden getragenen Bischofsring nieder. Der niedergelegte Ring ist ein geschwisterliches Geschenk anlässlich seiner Bischofsweihe am 28. Mai 1977 in der Liebfrauenkirche zu München. Seine inzwischen verstorbenen Geschwister, die sehr brüderlich geliebte Schwester Maria und sein Bruder Georg, haben ihm diesen goldenen Ring geschenkt.
Der goldene Ring umschließt einen Amethyst, in dem eine Taube mit einem Ölzweig eingearbeitet ist. Dem farblich ins rötlich spiegelnden violetten Amethysten wird vielfältige Kraft zugeschrieben. In der Hl. Schrift gehört er zu den Steinen ins Rationale und zum Fundament des himmlischen Jerusalem. Im Amethyst wird auch die Demut gesehen, die die Seele auf ganz himmlische Dinge ausrichtet. Die Darstellung der Taube deutet auf die von der Arche ausgesandte Taube hin, die nach der Sintflut auf der Suche nach rettendem Land ist. Am Ende der Sintflut (Gen 8,11) überbringt sie einen Ölzweig, der deutlich macht, dass Gott nicht mehr zürnt und auf Erden wieder den Friedensbaum der Versöhnung sprossen lässt. Es wird damit der göttliche Friede und der zuverlässige Bund Gottes mit den Menschen angekündigt.
Der (Erz-)Bischöfliche Fingerring des Hl. Vaters wurde als Nachfolger des Hl. Petrus und als Diener der Diener Gottes abgelöst durch den Fischerring. Die Votivgabe findet am Zepter Unserer Lieben Frau von Altötting in der Gnadenkapelle — ganz nahe an den Händen Jesu und Mariens — ihren Ort. Der dem Hl. Vater täglich versprochene Rosenkranz in der Gnadenkapelle bindet uns an ihn. Er reicht uns eigentlich im Blick auf den Bischöflichen Ring am Zepter Unserer Lieben Frau täglich seine Hand.