Foto: Roswitha Dorfner

Wallfahrtsrückblick 2020

Das „Pilgervirus“ ist stärker als Corona

Seit über 500 Jah­ren pil­gert das gläu­bi­ge Volk zum Gna­den­ort Alt­öt­ting — um Dank zu sagen und um Hil­fe zu bit­ten. Die Gna­den­mut­ter möge Für­spra­che ein­le­gen bei ihrem gött­li­chen Sohn, in per­sön­li­chen Sor­gen und Nöten aber auch in den Anlie­gen der Zeit, sowohl Kir­che als auch Poli­tik, Umwelt und Wirt­schaft auf der gan­zen Welt betreffend.

Ein klei­nes, unschein­ba­res Virus lös­te ein gesund­heit­li­ches Cha­os aus, die welt­wei­te Coro­na-Pan­de­mie hält uns immer noch in Atem. Der damit ver­bun­de­ne Lock­down, die Mas­ken­pflicht, Sicher­heits­ab­stand, Ver­bot von Ver­an­stal­tun­gen und Zusam­men­künf­ten egal ob in der Fami­lie, im Freun­des­kreis oder anders­wo, Got­tes­diens­te nur mit begrenz­ter Besu­cher­zahl, geschlos­se­ne Gast­häu­ser, Geschäf­te, Fri­seur­lä­den – ein gro­ßer Ein­schnitt in die Frei­heit und die unbe­schwer­ten Lebens­ge­wohn­hei­ten und Tra­di­tio­nen der Mensch­heit, ver­bun­den mit wirt­schaft­li­chem und sozia­lem Not­stand, waren letzt­end­lich der Grund, war­um 2020 auch im Gna­den­ort Alt­öt­ting, dem Her­zen Bay­erns, ein Jahr der Her­aus­for­de­rung wur­de. Alle bereits ange­mel­de­ten Pil­ger­grup­pen, egal ob grö­ße­re oder klei­ne­re, muss­ten ab März letz­ten Jah­res ihren Ter­min stor­nie­ren. Beson­ders trau­rig: die tra­di­ti­ons­rei­che Pfingst­wall­fahrt mit über 20.000 Fuß­pil­gern fiel buch­stäb­lich ins Was­ser“, war eben nur im kleinst­mög­li­chen Rah­men mög­lich. Die Sekre­tä­rin der Wall­fahrts­kus­to­die, Lui­se Hell war schier am Ver­zwei­feln: nur Absa­gen, Absa­gen, Absa­gen. Doch gera­de Not macht stark und erfin­de­risch. So hat­te im Coro­na-Cha­os eigent­lich nie­mand mit unse­ren treu­es­ten Pil­gern und Pil­ger­lei­tern gerech­net, die ver­zwei­felt eine Wall­fahrts-Lösung im erlaub­ten Rah­men such­ten und schließ­lich fan­den. Denn wer schon so lan­ge Jah­re mit einem posi­ti­ven“ Virus, dem Pil­ger­vi­rus“, infi­ziert ist, der die Men­schen mit der Sehn­sucht im Her­zen zur Gna­den­mut­ter nach Alt­öt­ting zieht, den drängt es alle­zeit, auch unter schwie­rigs­ten Bedin­gun­gen, nach Alt­öt­ting. Das lehrt letzt­end­lich auch die jahr­hun­der­te­al­te Wallfahrtsgeschichte.

Und so mach­ten sich trotz Coro­na vie­le Pil­ger im Jahr 2020, selbst­ver­ständ­lich nur im erlaub­ten Rah­men, auf den Weg, egal ob allein (ein Fuß­pil­ger trug ab Pas­sau ein gro­ßes Kreuz für ein krebs­kran­kes Mäd­chen nach Alt­öt­ting), als Fami­li­en oder eben in klei­ne­ren Grup­pen. Egal ob zu Fuß (bis zu 360 km), mit dem Fahr­rad (ein Pries­ter aus dem hohen Nor­den radel­te 1000 km), mit dem Auto, mit Bus oder Zug (soweit es mit Durch­füh­rung der Sicher­heits­vor­keh­run­gen mög­lich war), mit dem Trak­tor oder hoch zu Ross kamen sie zur Gna­den­mut­ter und zum hei­li­gen Bru­der Kon­rad. Auch eini­ge Bischö­fe brach­ten ihre Anlie­gen per­sön­lich nach Alt­öt­ting und leg­ten ihren Sor­gen­ruck­sack“ der Gna­den­mut­ter in der Hei­li­gen Kapel­le zu Füßen. 

Mit einer beein­dru­cken­den Bil­der­rück­schau wol­len wir ein herz­li­ches Vergelt’s Gott“ für so viel Pil­ger­treue sagen und eini­ge Wall­fahr­ten Revue pas­sie­ren las­sen, um zu zei­gen: Die Gna­den­mut­ter und der hl. Bru­der Kon­rad sind eine gute Anlauf­stel­le – auch in schwie­rigs­ten Zeiten.