Liebe Pilgerleiterinnen und Pilgerleiter, verehrte Freunde und Förderer der Altöttinger Wallfahrt, liebe Gläubige!
Die anhaltende Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Krisen im Großen wie im Kleinen werfen uns in vielfacher Hinsicht auf uns selber zurück. Wir werden nachdenklich! Und wir fragen uns: Wird alles wieder so werden wie es war? Wird der alte Zustand wiederhergestellt werden können oder wird alles ganz anders – „neu“ werden?
In der Offenbarung des Johannes ist auffallend oft von „Neuem“ die Rede: der neue Himmel, die neue Erde, das neue Jerusalem. Alles Wichtige scheint in der Vision des Johannes „neu“ zu sein. Und alles gipfelt in dem Satz, den das Lamm vom himmlischen Thron her spricht: „Seht, ich mache alles neu!“ – (Offb 21,5b)
Insofern stellt sich uns gerade in dieser unserer weltweiten Krisensituation die Frage: Was heißt Neuerung und Erneuerung von Gott her?
Zunächst einmal ist festzustellen, dass „neu“ in der Offenbarung des Johannes nicht das Gegenteil von „alt“ bedeutet. Bezeichnenderweise setzt Johannes dem neuen Himmel und der neuen Erde nicht einen alten Himmel und eine alte Erde gegenüber, sondern einen „ersten“ Himmel und eine „erste“ Erde. Diese sind mit der Erscheinung des Menschensohnes auf Erden vergangen. Mit Jesu Tod und Auferstehung sind die erste Erde und der erste Himmel an ein Ende gekommen, so dass es im johanneischen Sinne in der Rede vom „Neuen“ nicht um eine Erneuerung oder Weiterentwicklung von alt nach neu geht, sondern es geht dem Seher auf Patmos um etwas qualitativ völlig Anderes, Einmaliges, eben Neues.
Damit aber stehen wir vor der Frage: Was ist mit dem Erscheinen Jesu Christi in der Welt so ganz neu geworden?
Die Antwort hören wir im Abendmahlssaal, nachdem Jesus seinen Jüngern kurz vor seinem Leiden und Sterben am Kreuz die Füße gewaschen hatte und zu ihnen sagt: Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! (Joh 13,34)
Der aufmerksame Leser der heiligen Schriften wird gleich kritisch einwenden: Naja, so neu ist diese Botschaft nun auch wieder nicht. Die Aufforderung, den Nächsten zu lieben wie sich selbst findet sich auch schon in den alttestamentlichen Schriften (Lev 19,18), ja dieses Liebesgebot der Goldenen Regel findet sich mehr oder weniger deutlich auch bei anderen Religionsstiftern – es gehört gleichsam zum weisheitlichen Lebensschatz der Menschheit. Etwas ganz und gar Neues ist in der Aussage Jesu nicht zu erkennen.
Und wir müssen zugestehen: Ja, das stimmt, wenn wir das Gebot Jesu: Liebt einander! – als isolierten Satz betrachten. Denn das entscheidend Neue in Jesus Christus findet sich in der Begründung dieses Gebotes, die da lautet: So wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Das heißt: Jesus Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, hat nicht nur von der Liebe gesprochen und ein kluges Gebot gegeben, das einen Humanismus begründen helfen soll, sondern diese Liebe ist in Jesus Christus aus Maria der Jungfrau Person und Mensch geworden. Ja mehr noch: Diese Liebe Gottes hat sich in Jesus Christus dem grausamen Tod am Kreuz übergeben, um uns im Wunder der Auferstehung zu zeigen, dass die Liebe bleibt, dass die Liebe lebt, dass die Liebe alles überwindet. Jesus Christus hat nicht nur von der Liebe wunderbar geredet – wie viele kluge Religionsstifter auch – sondern er hat gezeigt, was es heißt: Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt (Joh 15,13). Jesus gibt uns das Maß der Liebe vor: Und das ist sein Leben und Sterben. Das „Wie ich euch!“ ist das ganz und gar neue in seinem Liebesgebot. Jesus hat nicht nur gepredigt, sondern gehandelt. Das beginnt mit seiner Menschwerdung, mit seiner Erniedrigung bis zum Tod am Kreuz und das wird über das große Mysterium der Auferstehung und des Lebens in der Herabkunft des neuen Jerusalems am Ende der Tage seine Vollendung finden. Und das zeigt einmal mehr: Christliche Liebe ist Liebe konkret. Oder wie Johannes sagt: Wir wollen nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit (1Joh 3,18). Jesus gibt uns das Kriterium echter Jüngerschaft und Nachfolge mit, wenn er sagt: Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt (Joh 13,35)!
Ja, der Herr, macht alles neu. Er möchte, dass auch wir als neue Menschen vor ihm leben und in der Welt für dieses neue Leben durch unser Lieben Zeugnis ablegen. Die Wallfahrt nach Altötting zur Mutter Gottes und zum heiligen Bruder Konrad ist für viele Pilgerinnen und Pilger ein Gnadenort geworden, an dem – gerade auch durch das Sakrament der Versöhnung – vieles neu geworden ist und vieles neu werden kann. Bitten wir also den Herrn, dass er uns auf die Fürsprache Mariens und des heiligen Bruder Konrads die Kraft seiner Liebe schenke, damit wir neu werden für das Leben, für ein Leben in Fülle. Und beten wir füreinander, dass wir gesund durch diese Zeit kommen, dass wir uns im kommenden Wallfahrtsjahr wieder auf den Weg zur Mutter Gottes nach Altötting machen können und wir hier am Gnadenort erleben dürfen, was es heißt: Seht, ich mache alles neu!
Es grüßen Sie ganz herzlich
Dr. Klaus Metzl
Stadtpfarrer und Wallfahrtsrektor
P. Norbert Schlenker OFMCap
Stellvertretender Wallfahrtsrektor
Guardian der Kapuzinerklöster St. Magdalena und St. Konrad
Weiter bieten wir für die Anmeldung der Wallfahrt, in Zusammenarbeit mit dem Wallfahrts- und Tourismusbüro Altötting, den Service über die Homepage der Kreis- und Wallfahrtsstadt Altötting an.
Das Anmeldeformular finden Sie unter:
https://www.altoetting.de/tourismus/wallfahrt/wallfahrtsanmeldung/
Vor der ersten Anmeldung einer Wallfahrt müssen Sie sich erstmalig registrieren.
Die von Ihnen eingereichten Daten werden zur Organisation an die dafür zuständige Wallfahrtskustodie in der Bischöflichen Administration Altötting, Kapellplatz 4, weitergeleitet. Name und Termin Ihrer Wallfahrt werden dann automatisch in den online Veranstaltungskalender der Stadt Altötting und der Bischöflichen Administration übernommen.