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Wunder über Wunder

Ein mäch­ti­ges Mit­tel zur För­de­rung der Wall­fahrts­idee waren zu allen Zei­ten Druck und Ver­brei­tung der Wun­der­be­rich­te. Wer Erhö­rung gefun­den hat­te, ver­kün­de­te es freu­dig in sei­ner Hei­mat. Manch einer hing sei­ne Hand­schrift mit dem Bericht, auch bestät­tigt und gesie­gelt von hohen Her­ren, an die Kapelle.”

DDr. Robert Bauer in "Bayerische Wallfahrt ALTÖTTING"

Mirakelbücher

Wun­der über Wun­der ereig­ne­te sich in den Jah­ren des aus­ge­hen­den 15. Jahr­hun­derts durch die mild­tä­ti­gen Gna­dener­wei­se Unse­rer Lie­ben Frau von Alt­öt­ting. Es wur­de viel­fach von plötz­li­chen, natur­wis­sen­schaft­lich nicht erklär­ba­ren und dau­er­haf­ten Hei­lun­gen berich­tet. Ein paar Jahr­zehn­te zuvor hat­te der Gold­schmied Johan­nes Guten­berg mit der Erfin­dung der Dru­cker­pres­se eine bahn­bre­chen­de Zeit­wen­de ein­ge­lei­tet. Es ent­sprach dem moder­nen Zeit­geist, dass bald dar­auf die Wun­der­be­rich­te in Mira­kel­büch­lein abge­druckt wur­den. Die bekann­tes­te und umfang­reichs­te Samm­lung ließ der Alt­öt­tin­ger Chor­herr Jaco­bus Issi­cken­ner 1497 in Nürn­berg dru­cken. Die Mel­dung der Wun­der durch das gedruck­te Wort ver­brei­te­te sich rasant.

Item Joerg Eis­pain von Pech­le­rin ist gesto­chen wor­den am Pfinz­tag nach Ste­pha­ni im 93. nächt­li­cher­weil mit einem Brot­mes­ser bis an das Heft in den Bauch neben dem Nabel. In dem hat er ange­ru­fen die Mut­ter aller Gna­den um Barm­her­zig­keit zu alten Ötting. Nach dem Gelüb­de am 10. Tag nichts mehr emp­fun­den. Ist hie gewe­sen des abends nach Nati­vi­ta­tis Mariae im 93. Jahr.”

Augsburger Mirakelschrift (ältester Druck aus 1494/95) - Wunder Nr. 9

Die großen Mirakeltafeln

Rekla­me erfolg­te zur Zeit der ers­ten Wun­der nicht über Radio, Fern­se­hen und Inter­net, son­dern durch bild­haf­te Dar­stel­lun­gen, die auch von den ein­fa­chen Men­schen ohne Lese­kennt­nis­se ver­stan­den wer­den konn­ten. Der um 1500 erfolg­te Anbau des Lang­hau­ses der Gna­den­ka­pel­le mit dem luf­ti­gen Umgang wur­de mit 57 gro­ßen spät­go­ti­schen Tafel­bil­der aus­ge­stat­tet.

Die bis zu zwei Meter hohen Mira­kel­ta­feln bede­cken über zwei Drit­tel der Kapell­mau­ern. Die Abbil­dun­gen sind mit text­li­chen Schil­de­run­gen der Bege­ben­hei­ten aus dem 15. und 16. Jahr­hun­dert ergänzt. Sie erzäh­len in anschau­li­cher und ein­drucks­vol­ler Wei­se über Unfäl­le, Krank­hei­ten und Natur­ka­ta­stro­phen. Der unbe­kann­te Künst­ler schuf die­se im Auf­trag der Kapell­ver­wal­tung, die man dem andäch­ti­gen ankom­men­den Volck zu Gefal­len”, so berich­tet der Stifts­de­chant Johann Scheit­ten­ber­ger 1520, ange­bracht hat. Sie waren als direk­tes Mit­tel zur Wall­fahrts­bil­dung und För­de­rung gedacht. Es ist ein gro­ßes Wall­fahrts­bil­der­buch, für das man seit 500 Jah­ren den Kopf in den Nacken legen und den Blick nach oben rich­ten muss.

„… Ein Anzaig der Mut­ter Got­tes weit auß­kom­me­nen und berühm­ten Lobs und Anrait­zung newe und meh­re­re Gnad und Gutt­ha­ten von ihr zube­geh­reen; mas­sen dann sol­ches auch her­nach besche­hen wie auß nach­fol­gen­den zuver­neh­men.” Wir ver­ste­hen schon! Der Jesu­it spricht es klar aus, wozu die Umgangs­ta­feln geschaf­fen wur­den: dem Volk zu gefal­len — zum Zeug­nis — zur Weckung für neu­es und noch grö­ße­res Vertrauen.”

DDr. Robert Bauer "Bayerische Wallfahrt ALTÖTTING"

Votivtafeln

Über 2.000 Votiv­bil­der zie­ren die Wän­de in der Gna­den­ka­pel­le und den Umgang im Außen­be­reich. Sie sind Zeu­gen des ver­trau­ens­vol­len Glau­bens, Bericht­erstat­ter über das jahr­hun­der­te­lan­ge Wun­der der Wall­fahrt in Alt­öt­ting und bis heu­te eine belieb­te Aus­drucks­form des Dan­kes an die Gna­den­mut­ter für erhoff­te und erhal­te­ne Hil­fe. Ex voto” ist auf ihnen zu lesen: das Bild ist eine Votiv­ga­be auf­grund eines Gelüb­des als Zei­chen des Dan­kes für die Ret­tung aus Not, Gefahr oder Krank­heit, kann aber auch mit der Bit­te um Erfül­lung eines Wun­sches ver­bun­den sein.

Noch ein Buch-Tipp: Für Inter­es­sier­te gibt es wei­te­re span­nen­de Geschich­ten rund um Alt­öt­ting im Alt­öt­tin­ger Lese­buch” von Erhard Karl zu lesen.