„So viel Weihwasser hätte es gar nicht gebraucht“, stellte Alois Keller schmunzelnd fest. Es regnete in Strömen, als am 5. Oktober die 63. Hallertauer Fußwallfahrt mit 698 Teilnehmern über den Kapellplatz zur St. Anna-Basilika zog. Und Keller, verantwortlich für die Sicherheit, nahm es mit Humor.
Aber so ist er halt, der Herbst. Und die Hallertauer kennen die Launen dieser Jahreszeit. Immer am Erntedank-Sonntag kommen sie in Altötting an. Drei Tage lang sind sie unterwegs. Heuer unter der Leitung von Klaus Nöscher, Franz Winter und Anton Regler. Das Wetter sei durchwachsen gewesen, erst am Sonntagmorgen ab Pleiskirchen zur letzten Wegetappe bis Altötting erwischten sie die Regenschauer, wie Klaus Nöscher berichtete. „Da braucht es eben Durchhaltevermögen, das haben die Hallertauer bewiesen“, zollte Kapuzinerpater Bruder Marinus Parzinger seinen Respekt beim Willkommensgruß und stimmte zur Ehre der Gnadenmutter das Lied „Meerstern ich dich grüße“ an.
63. Hallertauer Fußwallfahrt – Impressionen
117 Kilometer Fußweg waren geschafft. Pilgerleiter Nöscher bedankte sich bei allen, die für einen reibungslosen Wallfahrtsverlauf gesorgt hatten. Der Wolnzacher Pfarrer Maximilian Roeb, der in Konzelebration mit seinem Pfarrvikar P. Dominic Savio und Pfarrer Martin Maurer, Krankenhausseelsorger in Füssen und Pfronten, den Pilgergottesdienst feierte, erklärte: „Jeder hat für die Wallfahrtsvorbereitung seinen Rucksack gepackt, mit Wasser, Proviant, Blasenpflaster usw. Doch das Wichtigste ist, was wir im Herzen mittragen: Glaube, Hoffnung und Liebe – spürbar im Miteinander, im gegenseitigen Stützen, im gemeinsamen Gebet, im Lachen und im Schweigen.“
Gott habe jeden von uns mit Talenten ausgestattet, erinnerte Pfarrer Roeb in seiner Predigt mit Bezug auf das Tages-Evangelium (Lk 17,5−10). Der Erntedank-Sonntag sei nicht nur ein Aufruf zum Dank. Er lade dazu ein, den eigenen Besitz mit anderen zu teilen – ohne Hintergedanken an einen Lohn im Himmel. Denn Christsein bedeute, für eine Kultur des Menschseins und des Miteinanders zu sorgen.
Durchhaltevermögen bewies heuer ein weiteres Mal Elfriede Hollerauer aus Pfaffenhofen, die heuer zum 70. Mal – teils zu Fuß, teils mit dem Rad – nach Altötting gepilgert war; außerdem Willi Pfaller aus Kipfenberg – bereits 54 Mal mit den Hallertauern ab Wolnzach und außerdem 18 Mal mit der Wallfahrt aus Pförring dabei; noch heuer im Oktober feiert er seinen 85. Geburtstag. Beide sind Vorbild. Für ihre eigene Generation, aber vor allem auch für die „Junge Wallfahrt“ mit Organisator Christian Höflinger, die sich heuer zum dritten Mal bei der Hallertauer Fußwallfahrt mit eingereiht hatte.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner