
Die Oberpfälzer Fußwallfahrt am Dienstag vor dem Pfingstwochenende „läutet“ traditionell den „Pfingststurm“ der vielen Fußwallfahrten zum Gnadenort unserer Lieben Frau ein. Mit fast 1000 Teilnehmern kam sie heuer am 3. Juni in Altötting an.
Seit 1685 besteht die Oberpfälzer Fußwallfahrt und jedes Jahr darf nach dem Eintreffen am Franziskushaus – nach drei‑, teils viertägigem Fußmarsch und bis zu 180 zurückgelegten Kilometern – eine der vier Gruppen mit dem eigenen Pilger-Vortragskreuz den feierlichen Einzug über den Kapellplatz zur St. Anna-Basilika anführen. Heuer zogen sie in folgender Reihenfolge ein: Beilngries mit 320 Teilnehmern, Günching mit 220 – die 14jährige Julia Stiegler bekam für ihre erste Wallfahrt eine Schulbefreiung und durfte beim Einzug das Vortragskreuz tragen – Dasswang 220 und Hemau mit 115 Teilnehmern.
„Das Wetter hat gepasst, Freitag und Samstag waren hochsommerlich heiß, am Sonntag und Montag gab’s etwas Regen“, blickte Pilgerführer Richard Bögerl als Leiter der Beilngrieser Gruppe und in der Verantwortung der Gesamtleitung zurück. In erster Linie freute er sich über den guten Wallfahrtsverlauf. Jeder Teilnehmer habe sein persönliches Packerl zur Gnadenmutter getragen, stellte er fest. So war es auch auf einem Plakat einer jungen Mama mit ihrer kleinen Tochter im Arm zu lesen. Beide feuerten die mitpilgernde Tante Moni an, die für Mama und Tochter im Gedenken für den kleinen mit eineinhalb Jahren an einer Blutvergiftung und Lungenentzündung verstorbenen Lorenz diese anstrengende Fußwallfahrt auf sich nahm – mit „himmlischer Engerlbegleitung“, wie sie sagte. Auch Fußwallfahrer Tom, der mit langjähriger Fußpilgererfahrung trotz seiner Krebserkrankung teilnahm, zeigte sich nach Ankunft am Pilgerziel erleichtert und hoffnungsfroh: „Hätte nicht gedacht, dass ich das schaffe – trotz Bestrahlungstherapie!“
Oberpfälzer Fußwallfahrt – Impressionen
Stadtpfarrer und Wallfahrtsrektor Prälat Klaus Metzl nahm die Oberpfälzer Fußpilger herzlich in Empfang und dankte für diese einmalige „Atmosphäre des Glaubens“. Für den Hauptzelebranten beim Pilgergottesdienst, Pfarrer Johannes Trollmann, ist das Kreuz als Symbol unseres christlichen Glaubens der wichtigste Begleiter einer Wallfahrt: „Das Kreuz ist uns vorangegangen, wie beim Zug hierher. Jesus geht uns im Leben stets voran. Er schenkt uns Hoffnung und Kraft, die uns antreibt. So spüren wir auch in schweren Stunden, dass Er da ist.“ Eine Wallfahrt bedeutet für ihn „Wellness für die Seele“. Die Gottesmutter Maria sei Glaubensvorbild und Fürsprecherin.
Diese Kraft durfte auch Georg Schön, als Leiter der Dasswanger Gruppe erfahren, der nach der Lichterprozession für seine 45. Fußwallfahrt vom stellvertretenden Wallfahrtsrektor Kapuzinerpater Bruder Marinus Parzinger eine Urkunde erhielt (wie viele weitere Pilgerjubilare, u.a. Pfarrer Stefan Brand für seine 30. Teilnahme), und dieses Jahr in besonderer Dankbarkeit nach Altötting marschierte für den guten Verlauf einer schweren Operation. Der „harte Kern“ unter den Oberpfälzer Fußpilgern, allen voran Pfarrer Johannes Trollmann, trat am Donnerstag nach einer heiligen Messe um 4.30 Uhr in der Gnadenkapelle mit Reisesegen von Wallfahrtsrektor Metzl wiederum zu Fuß den Heimweg an.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner