Den ökumenischen Gottesdienst in Anwesenheit vieler Ehrengäste um 16 Uhr in der St. Konrad-Kirche zelebrierten gemeinsam der stellvertretende Wallfahrtsrektor Br. Marinus Parzinger und der neue evangelische Pfarrer Thilo Neuhaus – ein gutes Zeichen für die mit den Jahren gewachsene auch religiöse Vielfalt in der Bürgerschaft der Kreisstadt. Der Bach-Chor unter der Leitung von Dr. Franz Krähschütz in Begleitung von Stiftskapellmeister Stephan Thinnes gaben dem Dankgottesdienst eine feierliche musikalische Prägung. Als Hausherr in St. Konrad kam Bruder Marinus nicht umhin, den Namensgeber von Kloster und Kirche in den Mittelpunkt seiner Gedanken zu stellen: Bruder Konrad von Parzham. Dieser wird auch gerne als Stadtheiliger bezeichnet, obwohl der 1894 gestorbene Klosterpförtner die Erhebung Altöttings zur Stadt nicht mehr miterlebt hat.
Obwohl die Zeit Bruder Konrads kaum mehr mit der heutigen vergleichbar sei, könne das ebenso einfache wie tiefgründige und weitherzige Leben des Heiligen immer noch Vorbild sein. Konrad, so Br. Marinus „war sich bewusst, was sein Leben trägt. Er ließ sich von Gott den Weg zeigen, den er gehen sollte.“ Getragen von seinem Glauben sei Bruder Konrad überzeugt gewesen: „Es wird gut!“ So sei es für uns alle gut zu wissen, woher wir kommen, was unsere Berufung sei. Wir alle, bekräftigt Br. Marinus, „kommen aus dem Ideenreichtum Gottes. Wir sind geliebt, angenommen und gesegnet.“ Das sei ein starkes Fundament – auch für den von reichen Traditionen geprägten Ort Altötting mit seinen starken Wurzeln. Der stellvertretende Wallfahrtsrektor schloss mit den Worten: „Ich möchte Ihnen heute eine Frage mitgeben: Was gibt uns aus der Vergangenheit in der Gegenwart Zukunft? Möge Gott uns gute Gedanken geben, dass wir unterscheiden lernen. Und möge ER uns ermutigen, dass wir das Erkannte tun. Zum Wohl unserer Stadt!“
Zum Auftakt der späteren weltlichen Feierstunde im Kultur + Kongress Forum erklangen dann keine Kirchenglocken, sondern die kräftigen Salutschüsse der Sportschützen St. Georg und der Vereinigten Sportschützengesellschaft Altötting, mit denen der Ehrengast, Landtagspräsidentin Ilse Aigner standesgemäß begrüßt wurde. Diese lobte Altötting als eine „Marke“, ein „Zentrum des Geistlichen von europäischer Dimension, gar – mit Anspielung auf das Kfz-Kennzeichen des Landkreises – als das „A und Ö von Bayern“. Altötting, so Aigner, sei eine Stadt mit hoher Strahlkraft, die auch den Landesverantwortlichen in München lieb sei. Vor ihrer Rede ließ Bürgermeister Stephan Antwerpen die Geschichte der Stadt Revue passieren, inklusive der zeitweiligen Zugehörigkeit zu Burghausen, München, Salzburg und Passau. Doch das Jubiläum einer Stadt sei nicht nur das kurzfristige Schmökern in der Vergangenheit, sondern eine Spurensuche für uns und künftige Generationen, eine wirkliche Rückbesinnung und Rückkehr zu den eigenen Wurzeln. Antwerpen ist überzeugt: „Nur wer fest verwurzelt ist in seiner eigenen Geschichte, seiner Kultur und seiner Heimat, wird die Kraft haben, Stürme der Gegenwart und der Zukunft stark und sicher zu bestehen.“
Artikel und Bilder: Wolfgang Terhörst