
Nach sechsmonatigen Renovierungsarbeiten hat am 16. April die Bischöfliche Administration in Altötting „Schatzkammer und Wallfahrtsmuseum“ wiedereröffnet. Es war eine Punktlandung zum 98. Geburtstag des 2022 verstorbenen Namensgebers des „Hauses Papst Benedikt XVI.“ am Kapellplatz 4.
Von einer „Verantwortung für Altötting und die wunderbaren Kulturgüter, die hier ausgestellt sind“ sprach der Generalvikar des Bistums Passau, Josef Ederer, bevor er die Räumlichkeiten im Beisein zahlreicher geladener Gäste segnete. Zwar warnte er in seiner Predigt davor, angesichts all der sehr schönen Exponate nicht den eigentlichen Schatz der Kirche, die Anbetung Jesu Christi, zu vergessen; der Generalvikar äußerte jedoch auch die Hoffnung, dass sich die Besucher des Museums von den „vielen Zeugnissen des Glaubens in der Schatzkammer anregen lassen“.

Tatsächlich finden sich in der Schatzkammer neben sehr wertvollen Schätzen auch viele Gaben und Glaubenszeugnisse der Wallfahrer aus der mittlerweile über 500-jährigen Geschichte des Gnadenortes. Zum Bestand des Museums zählen neben liturgischen Gewändern und Geräten u.a. rund 2.000 Rosenkränze, 1.200 Schmuckstücke, 1.600 Münzen und Wallfahrtsabzeichen. Außerdem präsentiert das Museum sehr seltene und besonders wertvolle „Schätze“ wie etwa den Brautkranz der Kaiserin Elisabeth (Sisi). Der kostbarste Schatz, den das Museum beherbergt, ist das „Goldene Rössl“ – ein Marienaltärchen, das 1404 im Auftrag der französischen Königin Isabeau de Bavière, einer Wittelsbacherin, als Neujahrsgeschenk für ihren Gemahl König Karl VI. angefertigt wurde und das 1506 in den Wallfahrtsort kam. Es ist ein Meisterwerk der Pariser Goldschmiede- und Emailkunst des 15. Jahrhunderts und zählt zu den kostbarsten Kunstschätzen Europas.

All das können Besucher nun nach der eineinhalbjährigen Phase der Planung und Renovierung wieder bestaunen – bei weiterhin freiem Eintritt zu den Öffnungszeiten von Ostermontag bis 31. Oktober von Mo-Fr von 9 – 12 Uhr, Di-Do von 14 – 16 Uhr, und Sa / So / Feiertage von 10 – 16 Uhr. Führungen nach Vereinbarung (auch außerhalb der Öffnungszeiten) sind möglich gegen einen Kostenbeitrag von 35 Euro.
Dass die sogenannte Neue Schatzkammer seit 2009 im Gebäude der Administration zu finden ist, geht auf einen der berühmtesten Pilger nach Altötting zurück, wie Wallfahrtsrektor Prälat Klaus Metzl eingangs seiner Ansprache erläuterte. Für seinen Pastoralbesuch 2006 in Altötting hatte sich der damalige Papst Benedikt XVI. nämlich entsprechend seines theologischen Leitworts „Über Maria zu Jesus“ ein „Pendant“ zur Gnadenkapelle gewünscht – eine Anbetungskapelle, in der „der eigentliche Schatz der Kirche, der Herr in eucharistischer Gestalt“ im Zentrum steht. Diese fand ihre Heimat unweit der Heimstätte Mariens neben der Stiftspfarrkirche – und die Schatzkammer, die bis 2006 dort untergebracht war, musste weichen.
Doch „Geschichte verpflichtet“, wie Prälat Metzl betonte, und so bekam die Schatzkammer eine neue, würdige und größere Heimat im 2009 eingeweihten „Haus Papst Benedikt XVI.“, wo auch die Bischöfliche Administration und der Altöttinger Pfarrverband untergebracht sind.
Für eine „große Lösung“ im Zuge der nun abgeschlossenen Renovierung gab es vor allem drei Gründe: Im Laufe der Jahre nagte der Zahn der Zeit an der Ausstattung des Gebäudes: Investitionen in Brandschutz, IT-Technik, Heizung, Elektrik sowie Steuerungs- und Leittechnik waren laut Prälat Metzl dringend notwendig geworden. Nachdem Ende 2021 nach dem Tod Bischof Wilhelm Schramls auch dessen Altersruhesitz im Westteil des Gebäudes frei geworden war, galt es zudem den Bestand der frei gewordenen Räume zu sichern. Drittens musste laut Prälat Metzl überlegt werden, wie die Bischöfliche Administration die finanzielle Schieflage ausgleichen könne, da die Schatzkammer – so wie fast alle Museen – rote Zahlen schreibt. Und so wurde nun die Schatzkammer um ca. 30 Prozent zurückgebaut; dort und im Westteil des Gebäudes entstanden Büroräume, sodass die Bischöfliche Administration Einnahmen von insgesamt vier Mietern generieren kann: diese sind die Redaktion Altötting des Passauer Bistumsblatts, die Neuevangelisierung der Diözese, eine Rechtsanwaltskanzlei und ein alteingesessenes Unternehmen aus der Gegend.
Wiedereröffnung von „Schatzkammer und Wallfahrtsmuseum“ – Impressionen
Fotos: Roswitha Dorfner
Prälat Metzl war es laut eigener Aussage wichtig, dass alle Ausstellungsstücke im Museum zugänglich bleiben – es sind mit der sogenannten „Bender-Krippe“ und einer kostbaren Sammlung von Marienmünzen des 2024 verstorbenen Theologie-Professors Anton Ziegenaus sogar noch zwei hinzugekommen. Auch die Museumskonzeption – verantwortlich hierfür sind Dr. Winfried Helm, Alois Brunner (Kunstreferat der Diözese Passau) und Alexander Woiton (Mediengestaltung) – blieb im Wesentlichen erhalten und wurde nun technisch auf den neuesten Stand gebracht.
Prälat Metzl dankte in seiner Ansprache allen an der Renovierung Beteiligten, darunter Bauleiter und Firmen, den diözesanen Stellen und insbesondere der Leiterin des Verwaltungszentrums, Stefanie Stühler, die mit immensen organisatorischen Aufgaben betraut war. Ausdrücklich dankte er auch den Mitarbeitern in der Administration – Sekretärinnen wie Mesnern –, die belastet „durch Lärm, Staub und Trubel“ geduldig den alltäglichen Betrieb am Laufen hielten.
Der Zeitplan wurde laut Prälat Metzl ebenso eingehalten wie der Kostenrahmen – die Finanzierung der Kosten in Höhe von rund einer Million Euro erfolgte über den Bischöflichen Stuhl; es wurden demnach keine Kirchensteuermittel verwendet.
Auch Bauleiter Wolfgang Wenger dankte allen Mitwirkenden und sprach von einer „großen Mannschaftsleistung“. An der Renovierung waren ihm zufolge acht Planungsfirmen und 29 Handwerksbetriebe beteiligt.

Michael Glaß
Redakteur