Glaube und Tradition

Weit mehr als nur ein Museum

Redaktion am 25.04.2025

2025 04 25 pb alb wiedereroeffnung schatzkammer2 Foto: Roswitha Dorfner
Wiedereröffnet. Generalvikar Josef Ederer bei seiner Predigt vor Gästen im Eingangsbereich des Wallfahrtsmuseums, wo die sogenannte „Bender“-Krippe (ganz links) steht.

Nach sechsmonatigen Renovierungsarbeiten hat am 16. April die Bischöfliche Administration in Altötting „Schatzkammer und Wallfahrtsmuseum“ wiedereröffnet. Es war eine Punktlandung zum 98. Geburtstag des 2022 verstorbenen Namensgebers des „Hauses Papst Benedikt XVI.“ am Kapellplatz 4.

Von einer Ver­ant­wor­tung für Alt­öt­ting und die wun­der­ba­ren Kul­tur­gü­ter, die hier aus­ge­stellt sind“ sprach der Gene­ral­vi­kar des Bis­tums Pas­sau, Josef Ede­rer, bevor er die Räum­lich­kei­ten im Bei­sein zahl­rei­cher gela­de­ner Gäs­te seg­ne­te. Zwar warn­te er in sei­ner Pre­digt davor, ange­sichts all der sehr schö­nen Expo­na­te nicht den eigent­li­chen Schatz der Kir­che, die Anbe­tung Jesu Chris­ti, zu ver­ges­sen; der Gene­ral­vi­kar äußer­te jedoch auch die Hoff­nung, dass sich die Besu­cher des Muse­ums von den vie­len Zeug­nis­sen des Glau­bens in der Schatz­kam­mer anre­gen lassen“.

2025 04 25 pb alb wiedereroeffnung schatzkammer roessl Foto: Roswitha Dorfner
Besondere Schätze. Hier ein Blick auf das berühmte Goldene Rössl.

Tat­säch­lich fin­den sich in der Schatz­kam­mer neben sehr wert­vol­len Schät­zen auch vie­le Gaben und Glau­bens­zeug­nis­se der Wall­fah­rer aus der mitt­ler­wei­le über 500-jäh­ri­gen Geschich­te des Gna­den­or­tes. Zum Bestand des Muse­ums zäh­len neben lit­ur­gi­schen Gewän­dern und Gerä­ten u.a. rund 2.000 Rosen­krän­ze, 1.200 Schmuck­stü­cke, 1.600 Mün­zen und Wall­fahrts­ab­zei­chen. Außer­dem prä­sen­tiert das Muse­um sehr sel­te­ne und beson­ders wert­vol­le Schät­ze“ wie etwa den Braut­kranz der Kai­se­rin Eli­sa­beth (Sisi). Der kost­bars­te Schatz, den das Muse­um beher­bergt, ist das Gol­de­ne Rössl“ – ein Mari­en­al­tär­chen, das 1404 im Auf­trag der fran­zö­si­schen Köni­gin Isa­beau de Baviè­re, einer Wit­tels­ba­che­rin, als Neu­jahrs­ge­schenk für ihren Gemahl König Karl VI. ange­fer­tigt wur­de und das 1506 in den Wall­fahrts­ort kam. Es ist ein Meis­ter­werk der Pari­ser Gold­schmie­de- und Email­kunst des 15. Jahr­hun­derts und zählt zu den kost­bars­ten Kunst­schät­zen Europas.

2025 04 25 pb alb wiedereroeffnung schatzkammer rosenkraenze Foto: Roswitha Dorfner
Blick in die „Schatzkammer und Wallfahrtsmuseum“: Im Bild eine Sammlung von Rosenkränzen.

All das kön­nen Besu­cher nun nach der ein­ein­halb­jäh­ri­gen Pha­se der Pla­nung und Reno­vie­rung wie­der bestau­nen – bei wei­ter­hin frei­em Ein­tritt zu den Öff­nungs­zei­ten von Oster­mon­tag bis 31. Okto­ber von Mo-Fr von 9 – 12 Uhr, Di-Do von 14 – 16 Uhr, und Sa / So / Fei­er­ta­ge von 10 – 16 Uhr. Füh­run­gen nach Ver­ein­ba­rung (auch außer­halb der Öff­nungs­zei­ten) sind mög­lich gegen einen Kos­ten­bei­trag von 35 Euro.

Dass die soge­nann­te Neue Schatz­kam­mer seit 2009 im Gebäu­de der Admi­nis­tra­ti­on zu fin­den ist, geht auf einen der berühm­tes­ten Pil­ger nach Alt­öt­ting zurück, wie Wall­fahrts­rek­tor Prä­lat Klaus Metzl ein­gangs sei­ner Anspra­che erläu­ter­te. Für sei­nen Pas­to­ral­be­such 2006 in Alt­öt­ting hat­te sich der dama­li­ge Papst Bene­dikt XVI. näm­lich ent­spre­chend sei­nes theo­lo­gi­schen Leit­worts Über Maria zu Jesus“ ein Pen­dant“ zur Gna­den­ka­pel­le gewünscht – eine Anbe­tungs­ka­pel­le, in der der eigent­li­che Schatz der Kir­che, der Herr in eucha­ris­ti­scher Gestalt“ im Zen­trum steht. Die­se fand ihre Hei­mat unweit der Heim­stät­te Mari­ens neben der Stift­s­pfarr­kir­che – und die Schatz­kam­mer, die bis 2006 dort unter­ge­bracht war, muss­te weichen.

Doch Geschich­te ver­pflich­tet“, wie Prä­lat Metzl beton­te, und so bekam die Schatz­kam­mer eine neue, wür­di­ge und grö­ße­re Hei­mat im 2009 ein­ge­weih­ten Haus Papst Bene­dikt XVI.“, wo auch die Bischöf­li­che Admi­nis­tra­ti­on und der Alt­öt­tin­ger Pfarr­ver­band unter­ge­bracht sind.

Für eine gro­ße Lösung“ im Zuge der nun abge­schlos­se­nen Reno­vie­rung gab es vor allem drei Grün­de: Im Lau­fe der Jah­re nag­te der Zahn der Zeit an der Aus­stat­tung des Gebäu­des: Inves­ti­tio­nen in Brand­schutz, IT-Tech­nik, Hei­zung, Elek­trik sowie Steue­rungs- und Leit­tech­nik waren laut Prä­lat Metzl drin­gend not­wen­dig gewor­den. Nach­dem Ende 2021 nach dem Tod Bischof Wil­helm Schramls auch des­sen Alters­ru­he­sitz im West­teil des Gebäu­des frei gewor­den war, galt es zudem den Bestand der frei gewor­de­nen Räu­me zu sichern. Drit­tens muss­te laut Prä­lat Metzl über­legt wer­den, wie die Bischöf­li­che Admi­nis­tra­ti­on die finan­zi­el­le Schief­la­ge aus­glei­chen kön­ne, da die Schatz­kam­mer – so wie fast alle Muse­en – rote Zah­len schreibt. Und so wur­de nun die Schatz­kam­mer um ca. 30 Pro­zent zurück­ge­baut; dort und im West­teil des Gebäu­des ent­stan­den Büro­räu­me, sodass die Bischöf­li­che Admi­nis­tra­ti­on Ein­nah­men von ins­ge­samt vier Mie­tern gene­rie­ren kann: die­se sind die Redak­ti­on Alt­öt­ting des Pas­sau­er Bis­tums­blatts, die Neue­van­ge­li­sie­rung der Diö­ze­se, eine Rechts­an­walts­kanz­lei und ein alt­ein­ge­ses­se­nes Unter­neh­men aus der Gegend.

Wiedereröffnung von „Schatzkammer und Wallfahrtsmuseum“ – Impressionen

Fotos: Ros­wi­tha Dorfner

Prä­lat Metzl war es laut eige­ner Aus­sa­ge wich­tig, dass alle Aus­stel­lungs­stü­cke im Muse­um zugäng­lich blei­ben – es sind mit der soge­nann­ten Ben­der-Krip­pe“ und einer kost­ba­ren Samm­lung von Mari­en­mün­zen des 2024 ver­stor­be­nen Theo­lo­gie-Pro­fes­sors Anton Zie­gen­aus sogar noch zwei hin­zu­ge­kom­men. Auch die Muse­ums­kon­zep­ti­on – ver­ant­wort­lich hier­für sind Dr. Win­fried Helm, Alo­is Brun­ner (Kunst­re­fe­rat der Diö­ze­se Pas­sau) und Alex­an­der Woi­ton (Medi­en­ge­stal­tung) – blieb im Wesent­li­chen erhal­ten und wur­de nun tech­nisch auf den neu­es­ten Stand gebracht.

Prä­lat Metzl dank­te in sei­ner Anspra­che allen an der Reno­vie­rung Betei­lig­ten, dar­un­ter Bau­lei­ter und Fir­men, den diö­ze­sa­nen Stel­len und ins­be­son­de­re der Lei­te­rin des Ver­wal­tungs­zen­trums, Ste­fa­nie Stüh­ler, die mit immensen orga­ni­sa­to­ri­schen Auf­ga­ben betraut war. Aus­drück­lich dank­te er auch den Mit­ar­bei­tern in der Admi­nis­tra­ti­on – Sekre­tä­rin­nen wie Mes­nern –, die belas­tet durch Lärm, Staub und Tru­bel“ gedul­dig den all­täg­li­chen Betrieb am Lau­fen hielten.

Der Zeit­plan wur­de laut Prä­lat Metzl eben­so ein­ge­hal­ten wie der Kos­ten­rah­men – die Finan­zie­rung der Kos­ten in Höhe von rund einer Mil­li­on Euro erfolg­te über den Bischöf­li­chen Stuhl; es wur­den dem­nach kei­ne Kir­chen­steu­er­mit­tel verwendet.

Auch Bau­lei­ter Wolf­gang Wen­ger dank­te allen Mit­wir­ken­den und sprach von einer gro­ßen Mann­schafts­leis­tung“. An der Reno­vie­rung waren ihm zufol­ge acht Pla­nungs­fir­men und 29 Hand­werks­be­trie­be beteiligt.

Michael Glass

Michael Glaß

Redakteur

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