Auch 2021 fand die Oberpfälzer Fußwallfahrt statt, coronabedingt wie im letzten Jahr in sehr eingeschränkter Form. So machten sich aus den Bezirken Beilngries, Günching, Daßwang und Hemau die jeweiligen Pilgerleiter, Vortragskreuz-Träger, die dazugehörigen Begleitfahrzeuge und verschiedene Einzelpilger wieder auf, um den beschwerlichen Weg zu Fuß nach Altötting zu pilgern.
Für Pilgerleiter Richard Bögerl ist diese Fußwallfahrt nicht nur ein persönliches Herzensanliegen: „Es geht doch darum, dass auch in unserer Zeit, in der der Glaube an Gott, wie es scheint, immer rasanter schwindet, die Sorgen und Nöte, die die Menschen bewegen und drücken, nach Altötting zur Gnadenmutter getragen werden, um so Hilfe in den Sorgen des Alltags zu erlangen.“ Bögerl sieht die Oberpfälzer Fußwallfahrt als ein Zeichen für die Welt und sich deshalb in der Pflicht, eine Durchführung im Rahmen des Möglichen zu bewerkstelligen. Letztendlich gehe es darum „dass das Band, das die Menschen aus der Oberpfalz bereits über Jahrhunderte mit dem Gnadenort verbindet, auch in dieser nicht einfachen Zeit nicht abreißt. Dass die Welt sieht und auch hört, das Gebet ist nicht verstummt, es gibt noch Menschen, die auf Gott vertrauen und deshalb die Gottesmutter von Altötting bitten, ein gutes Wort für sie am Himmelsthron einzulegen.“ Pilgerleiter Bögerl bedauert es deshalb sehr, „dass unsere treuen Wallfahrer die Zeit der Pilgergemeinschaft in diesem Jahr wiederum nicht erfahren dürfen. Eine Zeit, in der sie für sich und ihre Seele Zeit finden können, in der sie der Welt und ihrem Zeitgeist, wenn auch nur für wenige Tage, entfliehen können, in der sie auftanken und Zuversicht finden können, in der sie erfahren können: sie sind nicht allein!“
Etwa 50 Einzelpilger, ausgestattet mit den erforderlichen FPP2-Mund-Nasenschutz-Masken, wurden bei der Ankunft am Pilgerziel am 18. Mai gegen 10 Uhr vormittags beim Treffpunkt Michaelikirche an der Neuöttinger Straße von Diakon Thomas Zauner und Vortragskreuzträger Martin Zauner herzlich willkommen geheißen. Insbesondere Christian Weigert als Günchinger Pilgerleiter, der sein 40. Pilgerjubiläum feiern konnte. Einbegleitet im nötigen Sicherheitsabstand hielten die Fußpilger vor der Gnadenkapelle kurz Statio – hier war Altöttings Wallfahrtsrektor Prälat Dr. Klaus Metzl vor Ort, um den Oberpfälzer Einzelpilgern für das Glaubenszeugnis herzlich Dank zu sagen, verbunden mit dem Wunsch: „Ich hoffe, Maria schaut auf Euch, besonders unter diesen schwierigen Bedingungen.“ Unter Glockengeläut zogen die Fußwallfahrer dann in die St. Anna-Basilika, um dort mit „Pilgerpfarrer“ Stefan Brand aus Abenberg/Mfr. und Konzelebrant Pfarrer Martin Fuchs aus Berg bei Neumarkt/Opf. Pilgergottesdienst zu feiern.
Seit 1685 kommen die Oberpfälzer Pilger ununterbrochen hierher gepilgert, betonte Pfarrer Brand, um der Muttergottes ihre Not der Zeit vorzutragen, auch in Kriegstagen und seit letztem Jahr in Zeiten der Corona-Pandemie, denn: „Wir brauchen Gottes Hilfe.“ So stellte Pfarrer Brand mit Recht die Frage, die alle betrifft: „Wie geht es weiter, was bleibt, wenn die ganze Welt auf dem Kopf steht – wird alles, wie es war, werden wir je unsere Freiheit und Unbekümmertheit wiedererlangen in menschlicher und wirtschaftlicher Hinsicht, auch was Kirche betrifft?“ Für Pfarrer Brand ist zunächst ein „Umdenken“ erforderlich: eine Danksagung an Gott und unsere Mitmenschen für alles, was wir bisher genießen durften, was uns bisher als selbstverständlich erschien, in menschlicher und materieller Hinsicht. Dankbarkeit für Gottes Schöpfung, die es zu erhalten erfordere. „Was aber bleibt“, hinterfragte der Prediger, „wenn uns – gerade in dieser Corona-Pandemie – das Liebste genommen wird?“ Da empfehle sich der Blick auf die Gottesmutter Maria und ihrem göttlichen Sohn: Unter dem Kreuz habe uns Jesus als Vermächtnis seine Mutter als unser aller Mutter gegeben. Dieses Vermächtnis hätte Papst Johannes Paul II. als großer Marienverehrer zeitlebens erfahren, stets auf Maria geschaut und sich ihr anvertraut: an diesem 18. Mai hätte dieser heiliggesprochene Papst seinen 101. Geburtstag gefeiert und so habe er am 13. Mai, am Fatimatag vor 40 Jahren, auch das Attentat durch Mariens Schutz und Hilfe überlebt. Das Resümee von Pfarrer Brand: „Von Maria lernen wir, alles was wir lieben, loszulassen, dann werden wir alles im Herzen bewahren und behalten. Wenn wir Mariens Auftrag erfüllen, wenn wir beten und Sühne leisten, dann wird unser irdischer Pilgerweg immer weitergehen, denn: Jesus bleibt uns alle Zeit!“
Die feierliche Abschiedsandacht der Oberpfälzer Fußpilger fand am Nachmittag in der Br. Konrad-Kirche statt, am 20. Mai machten sich nur wenige Einzelpilger auf den Rückweg bis Bettbrunn.
Bilder und Text: Roswitha Dorfner