Österliches Triduum

Martin Rieger am 14.04.2023

Bild 12 Gruendonnerstag 6 04 2023 Dorfner

Gründonnerstag - Messe vom Letzten Abendmal in der Stiftspfarrkirche St. Philippus und Jakobus

Lesun­gen: Ex 12,18.1114.; 1Kor 11,2326.; Joh 13,115.

Pre­digt von Stifts­propst und Stadt­pfar­rer Dr. Klaus Metzl:

Lie­be Mit­brü­der im pries­ter­li­chen und dia­ko­na­len Dienst!
Lie­be Schwes­tern und Brüder!

Abschie­de gehö­ren zu unse­rem Leben: Von einem kur­zen Bis bald! zwi­schen Tür und Angel, über einen inni­gen Abschieds­kuss für län­ge­re Zeit, bis hin zum stil­len Abschied unter Trä­nen am Ster­be­bett eines lie­ben Ver­stor­be­nen. Abschie­de in allen Vari­an­ten gehö­ren zu unse­rem Leben. Leben heißt: Abschied-Nehmen!

Heu­te, am Grün­don­ners­tag, wer­den wir hin­ein­ge­nom­men in das Abschied-Neh­men Jesu von sei­nen engs­ten Freun­den, den zwölf Jün­gern. Die­se Abschieds-Stun­de hat es in sich und möch­te auch unser Herz berühren.

Schau­en wir kurz zurück: Das gan­ze Leben Jesu auf den Punkt gebracht heißt: Lie­be umsonst! – gemäß sei­nem Wort: Es gibt kei­ne grö­ße­re Lie­be, als wenn einer sein Leben hin­gibt für sei­ne Freun­de. (Joh 15,13). Das sagt Jesus auch zu uns: Ihr seid mei­ne Freun­de (Joh 15,14). Jesus IST unser Freund! Und er bricht auf, sein Leben für uns, sei­ne Freun­de, hin­zu­ge­ben. Die Fuß­wa­schung der Jün­ger an dem Abend, an dem er aus­ge­lie­fert wur­de, und der Tod Jesu Chris­ti am Kreuz, sind die Zusam­men­fas­sung sei­nes Lebens. Hier kommt Jesu Lie­be zur Voll­endung. Im Kreuz kön­nen wir – wie der hei­li­ge Bru­der Kon­rad sag­te – her­aus­le­sen, wie weit Jesus in sei­ner Lie­be zu uns geht: Sie macht nicht Halt vor den stau­bi­gen Füßen sei­ner Freunde.

Sie mün­det im Abend­mahls­saal ein in die Stun­de sei­ner Ver­herr­li­chung. So beginnt das Evan­ge­li­um mit der schlich­ten Bemer­kung: Es war vor dem Pas­cha­fest. Und Jesus wuss­te, dass sei­ne Stun­de gekom­men war, um aus die­ser Welt zum Vater hin­über zu gehen (Joh 13,1). Jesus spricht also von sei­ner Stun­de. Am Beginn sei­nes öffent­li­chen Wir­kens, bei sei­nem ers­ten Zei­chen, das er auf der Hoch­zeit zu Kana gewirkt hat, sagt er noch zu sei­ner Mut­ter: Frau, mei­ne Stun­de ist noch nicht gekom­men (Joh 2,4). Und immer wie­der ent­zieht er sich den Pha­ri­sä­ern und Schrift­ge­lehr­ten, die ihn töten wol­len, weil sei­ne Stun­de noch nicht gekom­men war (Joh 8,20). Jetzt aber ist sie da, sei­ne Stun­de, auf die er hin­ge­lebt und auf die er immer wie­der ver­wie­sen hat als Stun­de sei­ner Ver­herr­li­chung (Joh 17,1)! Und Jesus meint damit sei­nen Lie­bes-Tod am Kreuz, sein durch­bohr­tes Herz, aus dem die Strö­me des Lebens flie­ßen, dem Urquell des Hei­les, dem Quell­grund allen Lebens. Mit dem letz­ten Abend­mahl beginnt sein ganz per­sön­li­ches Pascha. Es ist sein Hin­über­ge­hen zum Vater in die Herr­lich­keit des Him­mels. Und so dür­fen auch wir unser Leben begrei­fen: nicht als ein Ren­nen ins Plan­lo­se, nicht als ein Fal­len ins Nichts, nicht als ein ver­geb­li­ches Leben und Lie­ben, son­dern als ein ein­zi­ges Heim- und Hin­über-Gehen zum himm­li­schen Vater, ein Pil­gern hin­ein in sei­ne himm­li­sche Herr­lich­keit, die er seit der Erschaf­fung der Welt für uns bestimmt hat (Mt 25,34). Von daher wird allen Abschie­den auf Erden ihre End­gül­tig­keit genom­men. Denn es gibt ein Wie­der­se­hen in der Herr­lich­keit des Vaters. Es gibt das ewi­ge Leben, weil Jesus am Kreuz erhöht, alles an sich zieht, hin­auf ans Kreuz, sei­nen Thron­sitz auf Erden, und wei­ter hin­auf in das himm­li­sche Jeru­sa­lem zu dem Fest ohne Ende, das Gott all denen berei­ten wird, die ihn von gan­zem Her­zen lieben.

Fuß­wa­schung und Kreu­zes­tod zei­gen uns also: Für die Lie­be Got­tes gibt es kei­ne Gren­zen. Die Lie­be schreckt vor nichts und vor nie­man­den zurück! Die Lie­be – so sagt Pau­lus – hört nie­mals auf (1 Kor13,8)! Und in der Lie­be Jesus zu uns bleibt kein Platz mehr für Angst und Miss­trau­en, für Klein­krä­me­rei und Eng­her­zig­keit. Es liegt an uns, wie wir auf die­se Lie­be ant­wor­ten und wir haben zunächst nur dies eine zu tun: uns von Jesus lie­ben zu las­sen; uns von Jesus hin­ein­neh­men zu las­sen in sein für uns gren­zen­los geöff­ne­te Herz. So einfach!

Und so wan­delt sich das Kreuz vom grau­sams­ten Hin­rich­tungs­in­stru­ment der Anti­ke zum unüber­biet­ba­re Zei­chen gott-mensch­li­cher Lie­be, die den Hass über­win­den, den Tod ver­nich­tet und kei­ne Gren­zen kennt. Gera­de im Schau­en auf die gekreu­zig­te Lie­be dür­fen wir – wie der hei­li­ge Bru­der Kon­rad sagt – ler­nen: sel­ber selbst-los zu lie­ben, weil selbst-lose Lie­be reich macht an guten Wer­ken und Frucht bringt, die bleibt für das ewi­ge Leben. In jeder Eucha­ris­tie­fei­er schwin­gen wir uns daher ein in der Erhe­bung der Her­zen in die­se gren­zen­lo­se Lie­be Jesu zu uns, sei­nen Freun­den, als unblu­ti­ge Ver­ge­gen­wär­ti­gung des unbe­greif­li­chen Geheim­nis­ses der sich selbst und umsonst ver­schen­ken­den Lie­be am Kreuz – für uns! Heu­te fei­ern wir daher sowohl die Ein­set­zung des Sakra­men­tes der Eucha­ris­tie, wie auch die Ein­set­zung des Sakra­men­tes der Pries­ter­wei­he. Bei­des gehört unzer­trenn­lich zusam­men. Die Fei­er des Brot­bre­chens und der Auf­trag an die zwölf Jün­ger, dies wei­ter zu tun, zu sei­nem Gedächtnis.

Auch wir dür­fen dies heu­te Abend wie­der tun und wir tun es vol­ler Dank­bar­keit und Freu­de, weil wir wis­sen, dass wir Freun­de Jesu sind. Und sooft wir die­ses Gedächt­nis­mahl fei­ern, rücken wir sel­ber Jesus wie­der ein Stück näher und damit dem künf­ti­gen Leben in der Herr­lich­keit des himm­li­schen Vaters.

Amen

Bild 9 Gruendonnerstagsliturgie mit Fusswaschung Pfarrei St Philippus und Jakobus A Oe 6 04 2023
Bild 5 Gruendonnerstagsliturgie Pfarrei St Philippus und Jakobus 6 04 2023
Bild 13 Gruendonnerstag 6 04 2023

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