Es ist Freitag um 4.20 Uhr frühmorgens. Ich laufe mit etwas Abstand zwei Pilgern hinterher, von denen einer ein großes Holzkreuz auf den Schultern trägt. Die kennen bestimmt den Weg zur Uni-Kirche St. Nikola, wo die Wallfahrt nach einer Andacht beginnen wird. Uns entgegen kommt eine Gruppe Jugendlicher in Feierlaune:„Schaut euch die an! Mit Kreuz!?“, ruft einer halb verwundert, halb belustigt. Wir Wallfahrer gehen kommentarlos weiter. Es geht ja gleich los – und wie jetzt mal schnell diesen jungen Leuten erklären, dass wir unter dem Motto„Im Kreuz ist Liebe“ zur Muttergottes nach Altötting pilgern wollen …?
Will ich das eigentlich auch? Einen Moment lang denke ich darüber nach, ob’s nicht vielleicht lustiger wäre, gemeinsam mit diesen spöttischen Jungs eine Kneipe zu finden, die noch auf hat …
Dann aber denke ich zurück an den Abend zuvor. Angekommen im Haus St. Maximilian in Passau, habe ich einmal auf die Klingel gedrückt und Isi öffnet im gefühlt selben Moment die Türe.„Dich habe ich erwartet“, sagt die Diözesanlandjugendseelsorgerin, nachdem ich mich kurz vorgestellt habe. Passt. Wir ziehen los, um Wallfahrer zu begrüßen, die schon einen Tag vor dem offiziellen Start aus Grafenau nach Passau gezogen sind.
Ganz schön groß ist diese kleine Kirche unterwegs, die jetzt am Freitagmorgen zu mir nach Hause nach Altötting ziehen will. Rund 700 Wallfahrer sind es am Anfang, 1.200 werden es ab Pocking sein, etwa 3000 am Samstagmittag ab Simbach, ca. 3500 ab Marktl – am Ende zusammen mit dem Pilgerzug aus Osterhofen fast 5000 und in Altötting insgesamt fast 7000.