„Was ist Leben?“ Diese Frage stellte sich Bruder Helmut Rakowski, der Provinzial der Deutschen Kapuzinerprovinz am 7. März in der Stiftspfarrkirche im Rahmen der Reihe der Altöttinger Fastenpredigten. In Anlehnung an das Wallfahrtsmotto„Ich bin der Weg. Niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Joh 14,6) war „Christus, das Leben“ Thema der dritten von insgesamt vier Predigten.
Leben ist definitiv kein „momentaner Aggregatzustand“, keine „Brühe“ aus Aminosäuren, die mal einfach so zu leben beginnt. Mit der Biologie allein ist Leben nicht zu erklären, wie Bruder Helmut feststellte. Da gehört mehr dazu. Wenn wir Menschen auf unser Leben blickten, dann vor allem auf unsere „Lebensgeschichte“, auf „Beziehungen, Begegnungen, Erfahrungen, Glücksmomente und auch Enttäuschungen“. Wie passt das zusammen?
Bruder Helmut stellte fest, dass es im Altgriechischen zwei Wörter für das „leben“ gibt – „bios“ für „das biologische“, und „zoe“ für das „geistliche, ewige Leben“. Letzteres meine Jesus, wenn er von sich selbst als „Leben“ spreche. Ganz klar habe er zwischen diesen beiden Begriffen unterschieden, wie Bruder Helmut betonte. Und das Spannende daran sei: Als Jesus sich mit dem Leben vergleicht, sei nicht nach eben diesem Leben, sondern nach dem Weg gefragt worden: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“ (vgl. Joh 14, 5 – 6).
Für uns Menschen bedeute das: „Jesus bietet uns ‚zoe‘ an“ – doch erst wer dieses Angebot, wer Jesus annehme, „der hat ewiges Leben, weil Jesus das Leben ist“.
„Es geht letztlich nicht um mich selbst“, betonte Bruder Helmut. „Das geistliche Leben, das wir bei Jesus Christus finden, bringt uns auf eine andere Ebene.“ Es sei eine „Rückkehr zum Schöpfer, zum ursprünglichen Schöpfungsplan, von dem sich die Menschen durch den Sündenfall und durch menschliche Begrenztheiten entfernt haben, und zum Plan Gottes“ und somit zu „einem Leben in Harmonie“ – „mit Gott, den Mitmenschen, mit mir selbst und mit der Natur“. Hierbei betonte der Prediger auch: „Mein Leben ist nicht sinnlos und auch nicht das der anderen – auch nicht angesichts von Tod, menschlichen Grenzen und Leid!“
Dritte Altöttinger Fastenpredigt – Impressionen
Fotos: Roswitha Dorfner
Ein Sinnbild für diese „Heimkehr“, wie sie Bruder Helmut bezeichnete, sei auch eine Wallfahrt nach Altötting: „Hier kommen Menschen zur Muttergottes, die uns zu Jesus führt, der wiederum der Weg zum Vater ist, der Weg zum ‚zoe‘ – zum Leben aus Gott.“
Am Ende seiner Predigt zitierte Bruder Helmut aus der „Nachfolge Christi“, die der Augustiner-Chorherr und Mystiker Thomas von Kempen († 1471) geschrieben hatte: „Wenn du auf meinem Weg bleibst, wirst du die Wahrheit kennen und die Wahrheit wird dich frei machen“, heißt es dort in Bezug auf das besagte Johannes-Evangelium (14,6). Bruder Helmut ergänzte die Worte des geistlichen Autors: „Jesus Christus leuchtet dir nicht den Weg. Er ist der Weg. Er will dein Weg sein! (…) Er will deine Wahrheit sein! (…) Er will dein Leben sein.“
Michael Glaß
Readkteur
Der nächste und letzte Termin
am Donnerstag, 19 Uhr in der Stiftspfarrkirche Altötting:
- 14. März, P. Jakob Zarzycki OSPPE: Christus der Herr