Es ist kühl, der leichte Übergangsmantel tatsächlich etwas zu leicht für einen Spaziergang durch das Altötting der Bildhauer, Maler und Architekten. Es ist Ostersonntag, kurz vor neun Uhr morgens im Bachviertel, einer ruhigen, unspektakulären Ecke Altöttings. Doch heute darf dort kostenlos geparkt werden – ein Auto nach dem anderen, alle erkennbar ortsfremd, biegt in die schmale Kapuzinerstraße ein. Türenschlagen, Schimpftiraden. Es wird laut und hektisch. Kaum ausgestiegen diskutieren, nein lamentieren die Fahrer und ihre Beifahrer, wo es denn jetzt hinginge, man habe die Zeitumstellung übersehen, die Osterlämmer in den mitgebrachten Körben zittern heftig vor Erregung. Ob sie es noch unbeschadet zu einer der Speisenweihen schaffen werden?
Innerhalb weniger Minuten ist der eigentümliche Osterspuk vorbei. Die letzten feinen Nebelfetzen versuchen sich in der Straße zu heben und bleiben doch merkwürdig zäh in den kleinen Hinterhöfen und Einfahrten hängen. Nichts erinnert mehr an die Zeiten, als hier das Leben pulsierte, in den Werkstätten der Handwerker, in den kleinen Läden und besonders im Atelier der Bildhauerfamilie Girlich. Vater und Sohn, zwei Generationen in einer Werkstatt, beide prägend für die bildhauerische Gestaltung ihrer Heimatstadt, sind mittlerweile fast vergessen.